Letzte Änderung: 07.01.2011
Susi's Plauderecke
 
Erlebnisse einer Hundedame

 
Tuptim Jeder, der meine Plauderseiten liest (und jeder gebildete Mensch liest sie) kennt mein Verhältnis zur Frau. Liebevoll gestört würde ich sagen. Aber was sie sich heute geleistet hat, das spottet jeder Beschreibung. Sie ging ganz einfach fort! Besorgungen machen! Das glaube ich schon überhaupt nicht, denn Einkaufen geht immer der Papa und das bin ich gewöhnt. Ich weine ihm zwar nach und warte, bis er wieder zurückkommt, um ihn stürmisch zu begrüßen, aber ich rege mich nicht auf. Aber die Frau? Die bleibt doch immer bei mir zu Hause, das ist schon Gewohnheitsrecht. Und heute auf einmal zieht sie sich an, lächelt fröhlich und verlässt mich und Papa! Ich habe sehr gebellt, gejault und Arien in den höchsten Tönen gesungen (opernreif), sie aber ging ungerührt und bester Laune. Was sagt man? Nun liege ich weinend vor der Wohnzimmer-Tür und warte. Wo ist sie bloß hingegangen? Kommt sie überhaupt wieder zurück? Ich erforsche mein Gewissen. Habe ich ihr etwas getan? Gestern der Biss in den Finger, als sie mir einen Zehennagel abfeilen wollte? Aber das war doch nur ein kleines, zartes Bisschen, sie hat nicht einmal ein Pflaster gebraucht. Das ist doch kein Grund, Hund und Mann zu verlassen? Papa hat sie auf diese Art ja auch verlassen und der hat ihr sicher nichts getan. Aber Papa hat die Ruhe weg. Er sitzt und liest, zeitweise tröstet er mich, aber ich bin untröstlich.

Eigenartig, dass sie mir so fehlt, die Frau. Wo wir doch laufend Auseinandersetzungen haben und selten einer Meinung sind. Ich habe fast den Verdacht, wir meinen das gar nicht so ernst. Manchmal schimpft sie mit mir (grundlos natürlich) und dann dreht sie sich rasch um, damit ich nicht sehe, dass sie lacht. Ich sehe es aber doch. Mir fällt ein, dass ich es sehr gewöhnt bin, dass sie immer um mich ist, mich hegt und pflegt (obwohl Baden, Bürsten und Kämmen ein Graus sind), die kocht für mich, füttert mich und wenn Not an der Frau ist, wende ich mich an sie um Hilfe. Ob das ein Rosendorn in der Pfote ist, ein zwickender Ast an diskreter Stelle, eine juckende Stelle, die man einpudern muß, eine störende Zecke und derlei mehr. Ich lasse mich auch von ihr trösten, wenn ich niesen und husten muss. Eigentlich ist sie für sehr viel zuständig, wenn man es genau nimmt, aber so genau nahm ich es bisher gar nicht. Papa ist für mein seelisches Wohlbefinden zuständig, aber für mein leibliches Wohl sorgt die Frau und das ist eigentlich auch sehr wichtig. Und jetzt ist sie nicht da! Sie fehlt mir so sehr und ich muss ganz schrecklich weinen. Papa sagt, es zöge ihm die Schuhe aus bei meinen Tönen. Wieso versteht er mich heute auf einmal nicht? Vielleicht weiß er, wo sie hingegangen ist und wann sie zurückkommt? Warum sagt er es mir dann nicht? Man lässt seine Familie ganz einfach nicht allein!

Eine Ewigkeit warte ich nun schon vor der Tür, es wird allmählich dunkel, ich bin schon müde vom vielen Weinen und ich habe mir vorgenommen, sie nicht freudestrahlend zu begrüßen, falls sie wirklich noch kommen sollte, was ich gar nicht mehr glaube. Da höre ich den Schlüssel im Schloß! Ich vergesse meinen Vorsatz, springe jaulend hoch und stürze ihr entgegen. Ich hüpfe und drehe mich vor Begeisterung um die eigene Achse, sie nimmt mich hoch und ich setze ihr ganzes Gesicht unter Wasser. Die Frau ist wieder das! Interessante Päckchen hat sie mitgebracht und für mich eine Leberkäs-Semmel, ganz warm und sehr saftig. Köstlich! Als Papa ihr meinen Schmerz beschreibt, lacht sie und meint: „Willst Du gelten, komme selten“. Nach, sei so gut!

Wahrscheinlich werden wir morgen wieder streiten (ein bisschen), aber an diesen Nachmittag werde ich lange denken und versuchen, netter zu ihr zu sein. Heute schlafe ich jedenfalls in ihrem Bett und ausnahmsweise nicht bei Papa. Ganz fest werde ich mich an sie drücken, damit sie weiß, dass ich sie lieb habe. Papa wird es sicher verstehen und verzeihen.

Viele Küsschen,
liebe Brüder und Schwestern
 
 

Eure Susi


 

Schwestern und Brüder der Kategorie Hund - ich habe Euch Sensationelles zu berichten, das was uns alle betrifft. Habt Ihr gewusst, dass wir Steuer zahlen müssen? Ich auch nicht. Was sagt Ihr dazu? Eines Tages brachte der Herr Post dem Papa einen Erlagschein und er verkündete der versammelten Familie, dass wieder einmal die Hundesteuer fällig ist. Ich fragte sofort, was ich vom Herrn Steuer dafür bekomme (man bezahlt doch nicht für gar nichts) und Papa stellte mir eine elegante Hundemarke in Aussicht, aus Blech oder so was Ähnlichem, äußerst unschick und ich kann sie ohnehin nicht am Halsband tragen, weil sich immer meine Brusthaare in sie verwickeln und die Frau sie immer ausschneiden müsste, wenn sie mir das Halsband wieder abnimmt. Auf diese Weise bekämme ich ein nacktes Brüstchen, nicht auszudenken.
 
Papa sinnierte vor sich hin, dass die Berechnung unserer Steuer eigentlich so sein müsste wie beim Auto, wo sie nach "Pferdestärken" (PS) erfolgt. Er meinte, "Hundestärken" (HS) wären angebracht. Je mehr HS umso mehr Steuer, je weniger HS, umso weniger. Ich hätte wenig HS, meinte der Papa und ich fand den Vergleich meiner zauberhaften Person mit einem Auto ziemlich uncharmant papaseits. Er ist sonst nicht so, aber wenn es ums Geld geht ... . Man weiß ja. Dann kam es noch besser! Papa meinte, wenn man für einen Hund mit 30-40 kg Lebendgewicht dasselbe bezahlen muß, wie für mich "halbe Portion", stünden ihm für diesen Betrag ca. 10 Yorkies (gewichtsmäßig) zu. Die Frau fiel vor Schreck beinahe um und drohte für den Fall der Verwirklichung sofortige Auswanderung an. Sie hätte mit einem Exemplar meines Kalibers bereits genug, bei 10 solcher Exemplare würde sie das Handtuch werfen, sagte die Frau. Und wer würde uns dann hegen, pflegen und füttern ? Und wo würden dann alle schlafen, wo doch Papa’s Bett für mich allein reserviert ist. Also, der Papa ließ den Plan wieder fallen.

Nun interessierte mich, was geschehen könnte, wenn er die Steuer nicht bezahlt. Er meinte, dann würde ich gepfändet und bekäme einen "Kuckuck" auf mein Hinterteilchen geklebt, weil dieser "Kuckuck" immer auf die Rückseite von gepfändeten Gegenständen geklebt wird, wurde mir erklärt. Unfassbar! Auf mein entzückendes Hinterteilchen!

Ich war erschüttert. Und stellt Euch vor, Ihr meine Leidensgefährten, wenn Papa auch dann noch nicht bezahlen würde, müsste ich an den Bestbietenden versteigert werden! Da hat mich die Frau dann aber (mit einem Lachen voller Falschheit) getröstet und gesagt, dass sich ohnehin kein "Bestbieter" für mich finden würde, der Papa dann noch einiges dazuzahlen müsste, damit mich jemand nimmt und das sicher teurer wäre, als die ganze Steuer. Und darum würde der Papa die Steuer sicher bezahlen, aber nur, weil er dann billiger davonkommt. Sie ist halt ein Herzchen, die Frau.

Also, was sagt Ihr? Das ist doch wirklich äußerst beunruhigend, findet Ihr nicht auch? Meine Steuer ist ja inzwischen bezahlt worden. Papa hat mir zu Beruhigung den Erlagsschein-Abschnitt gezeigt, aber ich denke mit Sorge an Euch. Ihr wisst doch, wie vergesslich unsere Menschen sind. Darum zum Schluß mein Rat - sollte Euch wirklich ein "Kuckuck" anfliegen, dann sorgt wenigstens dafür, dass er am Bäuchlein landet, da sieht man ihn nicht.

Viele Küsschen,
Ihr steuergeplagten Lieben
 
 

Eure Susi