Letzte Änderung: 07.01.2011
Gesundheit des Hundes
 
Hier lesen Sie Beiträge von Tierärzten und anderen Fachleuten

 

Was ist Leishmaniose und Dirofilariose?

In südlichen Ländern hört man des öfteren von Leishmaniose und Dirofilariose. Diese Krankheiten sollen von einer Fliege übertragen werden. Was man unter diesen Krankheiten versteht, wie sie behandelt werden und wie man die Hunde davor schützen kann, erfahren Sie im folgenden Bericht von Herrn Dr. med. vet. H. Lagemann:

Die Hunde-Leishmaniose ist eine aus den südlichen Ländern (wie Mittelmeerraum) nach Mitteleuropa eingeschleppte Haut- und Organ-Krankheit. Sie wird durch Protozoen (einzellige Lebewesen), die in den Zellen der infizierten Menschen und Tiere leben, ausgelöst. Leishmania donovani infantum verursacht beim Menschen eine viscerale Leishmaniose (Kala-Azar, Dum-Dum-Fieber). Hunde, Katzen und Nagetiere werden als Erregerreservoir für Leishmania donovani betracht. Leishmania tropica verursacht beim Menschen die Orientbeule, beim Hund erzeugt die Leishmania tropica Hautkrankheit.

Die Leishmaniose wird durch Sandfliegen übertragen. Aber auch über Schmierinfektionen oder den Speichel können sich Menschen und Tiere infizieren. Die Inkubationszeit ist unbestimmt. Sie beträgt 3-7 Monate, eventuell sogar Jahre. Man unterscheidet bei der Leishmaniose die latente Form, die jahrelang unbemerkt bestehen kann und die manifeste Form. 50 % der Hunde in den endemischen Gebieten sollen von der latenten Form befallen sein. Bei der manifesten Form können die Haupt- und die Bauchorgane erkranken. Die Leishmaniose verursache unspezifische oft schubweise Symptome wie Lethargie, gelichtetes Haarkleid, Fieberschübe, Abmagerung, Leber- und Milzvergrößerung sowie Muskelschwäche. Haarausfall am Nasenrücken, an den Ohrspitzen sowie um die Augen (Brillenbildung), die nicht juckend sind, sind hochverdächtig für Leishmaniose. Die Hautveränderungen sind leicht fettig und werden von weißlichen Schuppen bedeckt. Die Hautveränderungen dehnen sich später auf Hals, Rücken, die Gliedmaßen und auf die Pfoten aus. Oft werden die Krallen zu übermäßigem Wachstum angeregt. Die Lymphknoten sind meistens vergrößert. Beim Abtasten des Bauchraums stellt man eine Schmerzhaftigkeit im Bauchraum fest. Es kann weiter eine Bindehautentzündung, eine Hornhautentzündung, eine Muskelentzündung und eine starke Atrophie der Kopfmuskeln beobachtet werden. Periodisch kann Blut im Stuhl oder Harn auftreten.

Eine Blutuntersuchung bestätigt die Verdachtsdiagnose Leishmaniose. Die Prognose ist immer sehr vorsichtig zu stellen. Meistens führt eine Behandlung zu vorübergehendem Erfolg, aber wenn der nächste Schub nach einem viertel- oder einem halben Jahr auftritt, kommt es zu einer starken oder sehr schnellen Verschlechterung. Wir haben bei den uns vorgestellten und mit Leishmaniose infizierten Tieren ein fünfwertiges Antimon-Präparat eingesetzt namens Glucantime. Zu beziehen ist dieses Präparat aus Frankreich. Wir führten damals 2 x 10 Injektionen im Abstand von 14 Tagen durch. Als sich die von uns behandelten Tiere nach Monaten wieder verschlechterten, haben die Besitzer aufgegeben. Um die Besitzer und uns vor der Leishmaniose-Erkrankung zu schützen, musste auf peinlichste Hygiene geachtet werden.

Kinder und geschwächte Personen sind ganz besonders gefährdet.

Die Dirofilariose ist eine Herzwurmerkrankung und kommt im südlichen Europa, Mittelmeerraum und Amerika vor. Die geschlechtsreifen Würmer von Dirofilara immitis sind ca. 1 mm dick und 25 cm lang. Sie kommen bei den infizierten Tieren im rechten Herzen, in den Lungenarterien und hin und wieder in der Vena cava vor. Zwischenwirte und Überträger sind Stechmücken, die beim Saugakt von Hunden und anderen Fleischfressern die Larven aufnehmen. Die infizierten Hunde zeigen Leistungsabfall, Husten und Stauungssymthome im Herzen. Die rechte Herzvorkammer ist stark vergrößert und die Lungenarterien erweitert. Durch eine Röntgenuntersuchung und durch ein EKG wird eine Verdachtsdiagnose gestellt. Blutuntersuchungen müssen oft wiederholt durchgeführt werden, weil die Mikrofilarien bei der Dirofilaria immitis nur periodisch im Blut auftreten. Behandelt werden die erkrankten Tiere mit „Thacetarsamid-Natrum Caparsolate (2,2 mg pro kg Körpergewicht, 2 x am Tag an zwei aufeinanderfolgenden Tagen). Nach 2 bis 3 Wochen werden die Tiere nochmals mit Dithiazanin-Jodid (Tehnid 4-11 mg pro kg Körpergewicht über 10 bis 14 Tage) behandelt. Zur Prophylaxe kann man das Diäythl Carbamazin 3-5 mg pro kg Körpergewicht einsetzen. Durch die Behandlung sterben die Würmer der Blutbahn ab. Dadurch kann sich eine Lungenembolie bilden. Außerdem si8nd diese Präparate lebertoxisch. Das Präparat Ivevmectin ist sehr gut wirksam gegen Herzwürmer. Es ist allerdings in Deutschland für den Hund noch nicht zugelassen. Beim Collie können Todesfälle bei Verwendung dieses Präparates auftreten.